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Volkslied (um 1800)/ Volksweise (um 1800)
Alleweil ka mer net lustig sei,
alleweil hot mer kei Freud;
alleweil liebt mer sei Schätzele net,
alleweil hot mer kei Zeit!
Alle Tag, wo-n-i di gsehe han,
han i mei Freud ghet an dir;
wenn i en Tag lang di gar net sich,
kommest mer no schöner du für.
Äugele hot se in ihrem Kopf,
grad wie von weitem zwei Stern,
wie der Karfunkel im Ofe glitzt,
wie na Licht in der Latern.
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www.liederlexikon.de] :
"Das Lied "Alleweil ka mer net lustig sei" beruht in seiner im 20. Jahrhundert geläufigen und durch Gebrauchsliederbücher verbreiteten Form auf einem Männerchorsatz Friedrich Silchers (1855). Im 19. Jahrhundert ist das Lied allerdings in unterschiedlichen Varianten belegt. Vor diesem Hintergrund muss auch die Herkunftszuschreibung "Schwaben" zurechtgerückt werden.
I. "Alleweil ka mer net lustig sei" gehört einem im 19. Jahrhundert verbreiteten Typus von Liedern zu, die aus einer Reihung von Vierzeilern (Schnaderhüpfeln) bestehen. Dabei weisen die Textgestalt der einzelnen Strophen sowie deren Zahl und Abfolge eine meist große Variabilität auf. In der Singpraxis waren solche Lieder immer wieder Änderungen unterworfen, wobei kreatives Wortspiel und zweideutiger Witz über inhaltlicher Logik standen. Die Eingangsstrophe von "Alleweil ka mer net lustig sei" wird erstmals in einem Berliner Flugschriftenlied des frühen 19. Jahrhunderts greifbar ("Allemal kann ich nicht lustig sein"; Edition A). In den Mund gelegt ist es einem Soldaten, der von seinen Beziehungen zu unterschiedlichen "hübsch Mädchen" erzählt. An derben Andeutungen lässt er es nicht fehlen: "Und wenn ich mein Pfeifchen gepfiffen hab', / steck ich es wieder im Sack, / wenn ich bei ein ander hübsch Mädchen komm, / dass ich mein Pfeifchen noch hab'" (Str. 3). Vier der acht Strophen dieses Flugschriftenbelegs finden sich – in mehr oder weniger modifizierter Form – in einer 1844 bei Frankfurt am Main gemachten Liedaufzeichnung wieder (Edition C). Festgehalten wurde dabei auch die Singweise, die der von "Alleweil ka mer net lustig sei" im Wesentlichen entspricht.
II. Das Singen aus Vierzeilern im Schnaderhüpfel-Stil gebildeter Lieder war im 19. Jahrhundert eine musikalische Zeitmode (s. Und die Würzburger Glöckli). Zur Trägerschicht zählte auch und vor allem das Bildungsbürgertum, das sich seinerzeit am Volkslied berauschte. Gepflegt wurde es in Salons wie im Milieu der Künstler oder Studenten. So enthält auch ein Studentenliederbuch von 1844 eine frühe Variante des heutigen "Alleweil ka mer net lustig sei" (Edition D), die u. a. vom "Allgemeinen Deutschen Kommersbuch" (1. Auflage 1858) übernommen wurde.
III. In der im 20. Jahrhundert geläufigen Textfassung erschien "Alleweil ka mer net lustig sei" zuerst 1855 im 11. Heft der "Volkslieder für vier Männerstimmen" (op. 65, Nr. 6) von Friedrich Silcher (Edition E). Als Quelle diente ihm die offenbar von August Kretzschmer herausgegebene Sammlung "Deutsche Volkslieder mit ihren Original-Weisen" (1840), in der angegeben wurde, das Lied stamme aus Schwaben (Edition B). Im Sinne einer nachträglichen Beglaubigung verpasste Silcher seiner Schöpfung einen stark schwäbelnden Tonfall. In dem dreistrophigen Lied besingt ein Mann sein "Schätzele", an dem er vor allem eines hervorhebt: "Äugele hot se in ihrem Kopf, / grad wie von weitem zwei Stern', / wie der Karfunkel im Ofe glitzt, / wie na Licht in der Latern" (vgl. Edition B, Str. 3 und Edition D, Str. 2).
IV. Bis ins frühe 20. Jahrhundert lebt das Lied in mündlicher Überlieferung noch in unterschiedlicher Form fort (z. B. Edition F). Mit der Aufnahme der Silcher-Fassung in eine Reihe von Liederbüchern der Wandervogel-Bewegung setzte diese sich dann jedoch allgemein durch (z. B. Edition G). Seit den frühen 1960er Jahren ist die Zahl der Rezeptionsbelege deutlich rückläufig.
TOBIAS WIDMAIER
Quellenrecherche: JOHANNA ZIEMANN
(März 2013)"
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